Wie Spazierengehen das Gehirn trainiert

04.02.2022

Das Bewegung an der frischen Luft die Entspannung von Geist und Körper fördert, ist bekannt. Doch eine neue Studie zeigt nun, dass die grauen Zellen von Spaziergängen profitieren.

Seit Beginn der Corona-Pandemie erfreut sich ein vormals von vielen belächelter Zeitvertreib über alle Altersgruppen hinweg großer Popularität: das Spazierengehen. Doch das Füße vertreten an der frischen Luft verspricht nicht nur Stressabbau und eine einigermaßen sichere Möglichkeit, sich trotz hoher Infektionszahlen mit anderen Menschen zu treffen. Auch die grauen Zellen profitieren offenbar von Spaziergängen, wie eine neue Studie zeigt.

 

Aktuelle Untersuchungen zeigten, dass Erwachsene etwa 80 bis 90 Prozent ihrer Zeit in Innenräumen verbringen, schreiben die beteiligten Wissenschaftler/innen und Forscher/innen des May-Planck-Instituts für Bildungsforschung und das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf in ihrer Studie. Gleichzeitig sei jedoch bekannt, dass im Freien verbrachte Zeit gesundheitsfördernd ist.

Um einem möglichen Zusammenhang zwischen Zeit im Freien und Veränderungen im Gehirn auf die Spur zu kommen, beobachteten die Studienautoren bei sechs in der Stadt lebenden Probanden über ein halbes Jahr hinweg den Zusammenhang zwischen Spaziergängen in Freien und der Gehirnaktivität in den Stunden danach.

Dazu führten sie regelmäßig Hirnscans mittels Magnetresonanztomographie (MRT) durch. Auch andere Funktionen berücksichtigte die Analyse: die Menge der aufgenommenen Flüssigkeit und der koffeinhaltigen Getränke, das Ausmaß an körperlicher Aktivität sowie die Sonnenscheindauer im gesamten Zeitraum der Studie.

Das Ergebnis der Studie, die im Fachblatt „The World Journal of  Biological Psychiatry“ veröffentlicht wurde: Die Zeit an der frischen Luft wirkte sich eindeutig positiv auf das Gehirn und die Stimmung der Teilnehmer/innen aus. Dazu genügten auch schon kurze Aufenthalte im Freien.

Konkret ließ sich der Effekt beobachten bei der grauen Substanz im rechts oben (dorsal) und seitlich (lateral) gelegenen Teil des Stirnlappens in der Großhirnrinde. Dieser spielt eine wichtige Rolle bei der Planung und Anpassung von Handlungen sowie bei der sogenannten kognitiven Kontrolle. Der positive Einfluss der Spaziergänge blieb auch unabhängig von den anderen Faktoren wie Sonnenscheindauer und Flüssigkeitsmenge noch erkennbar, wie die Forscher/innen durch statistische Berechnungen zeigen konnten.

„Unsere Ergebnisse zeigen, dass sich unsere Gehirnstruktur und unsere Stimmung verbessern, wenn wir Zeit im Freien verbringen“, so Simone Kühn, Umweltneurowissenschaftlerin am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung. Es sei zudem anzunehmen, dass sich dies auch auf die Konzentration, das Arbeitsgedächtnis und die Psyche insgesamt auswirkt.

Genauer analysiert werden soll das nun in einer weiteren Studie, in der Teilnehmer/innen auch Denkaufgaben lösen müssen und dabei Sensoren etwa für die Lichtmenge der Umgebung tragen. Die Erkenntnisse könnten dazu beitragen, regelmäßige Bewegung im Freien als Teil der Behandlung von psychischen Störungen zu etablieren.

Quellen: www.t-online.de/gutenachrichtdestages

The World Journal of Biological Psychiatry: „Spend time outdoors for your brain – an in-depth longitudinal MRI study“
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Danke fürs Lesen & bis zum nächsten Mal!
Euer Christian