Zukunftsangst: Dem Ungewissen seinen Schrecken nehmen

17.03.2022

Wir wissen nicht, was die Zukunft uns bringt – und das macht vielen Menschen Angst. Zukunftsangst im Alter gibt es ebenso wie in der Jugend. Die Pandemie, der Klimawandel und der Krieg in der Ukraine schüren aktuell die Angst vor morgen besonders. Doch es gibt Strategien, um negative Zukunftsgedanken zu überwinden.

 

„Ich denke nie an die Zukunft. Sie kommt früh genug“ – so gelassen wie Albert Einstein sind die wenigsten Menschen: Zwei Drittel der Deutschen blicken ängstlich in die Zukunft, sie haben kein Vertrauen mehr darauf, dass der Staat, die Politik oder Institutionen derzeit herrschende Krisen lösen können. Die Pandemie, der Krieg in der Ukraine, der Klimawandel und Ängste, die mit dem Verlust des Jobs oder mit dem Älterwerden zu tun haben, können dazu führen, dass du dir ständig über alles mögliche Sorgen machst. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, belastende Zukunftsangst in den Griff zu bekommen.

 

Zukunftsangst: Symptome erkennen

„Ich habe Angst vor der Zukunft“ – wenn du das von dir sagst, dann beschäftigst du dich ständig mit der Frage: „Was passiert, wenn..?“ Etwa, wenn du eine Entscheidung treffen musst, die sich eventuell als falsch erweist. Vielleicht fürchtest du dich auch vor Unglücken aller Art, zum Beispiel vor möglichen Verkehrsunfällen. Oder du fühlst dich unsicher – vor allem bei Veränderungen – und nimmst stets das Schlimmste an (Worst-Case-Szenario).

 

Was dein Körper verrät

Dein Körper kann dir Zukunftsängste durch diese Symptome signalisieren:

  • Dein Herz rast und du bist kurzatmig – das ist sehr unangenehm, wenn es länger anhält. Dahinter steckt in der Regel das Hormon Adrenalin, das als Reaktion auf deinen Angstzustand und die ständige Unruhe aus der Nebenniere in den Körper gelangt.
  • Du fühlst dich benommen, nervös oder schwindelig.
  • Du zitterst, schwitzt und deine Muskeln verspannen sich? Auch das können Anzeichen einer großen Angst um die Zukunft sein.
  • Der Magen schmerzt und dir ist immer wieder übel.
  • Du fühlst dich erschöpft, kannst dich schlecht konzentrieren und wälzt dich nachts schlaflos im Bett.
  • Du gerätst immer wieder spontan in Panik.

 

Wann ist die Angst vor der Zukunft eine Angststörung?

Wenn Phobie vor der Zukunft rund um die Uhr vorhanden ist, belastet sie dein tägliches Leben erheblich und du hast den Eindruck, die Befürchtungen nicht mehr kontrollieren zu können. Dann bist du eventuell von einer generalisierten Angststörung (GAS) betroffen. Du erkennst das vor allem daran, dass deine Zukunftsängste sich auf alles Mögliche beziehen und du mit deiner Angst vor dem Ungewissen nicht auf eine konkrete Bedrohung reagierst.
 

Krankhafte Zukunftsangst kannst du an folgenden Anzeichen erkennen:

  • Deine Lebensqualität ist dadurch eingeschränkt, dass du mehr als drei Viertel eines Tages über deine Zukunftsängste nachdenkst.
  • Du fühlst dich wie gelähmt und bist durch die Angst in deinen Handlungen oder auch während der Arbeit gehemmt.
  • Depression: Zukunftsangst deine Stimmung auf Dauer, also über Wochen und Monate hinweg bestimmt, dann kann eine depressive Verstimmung oder sogar eine Depression dahinterstecken.
     

Ärztlichen Rat suchen

Wenn du deine Zukunftsängste überwinden möchtest, sollte dein*e Hausarzt*Hausärztin dein*e erste*r Ansprechpartner*in sein. Denn Beschwerden wie etwa Herzrasen werden auch durch bestimmte Drogen wie Amphetamine oder durch Arzneien verursacht. Eine Überfunktion der Schilddrüse kann ebenfalls als behandelbarer Grund dahinterstecken. Zunächst müssen also organische Ursachen ausgeschlossen werden. Ob du an einer Generalisierten Angststörung leidest, kann bei ersten Gesprächen in einer Psychotherapie festgestellt werden.
 

Zukunftsängste überwinden

Es gibt viele Möglichkeiten, sich Hilfe bei Zukunftsangst und daraus resultierender Panik zu holen. Auf diese Weise kannst du die Furcht hinter dir lassen oder zumindest kontrollieren.

Mithilfe einer kognitiven Verhaltenstherapie können Patient*innen, die Angst vor der Zukunft haben, die Perspektive wechseln und eine andere Sichtweise bekommen. Vielleicht ist dir ja ein Denkfehler unterlaufen oder du bist bei deinen Befürchtungen, künftig schwer zu erkranken, von falschen Vorstellungen geleitet worden? Dein Therapeut*in kann dazu beitragen, dass du deine Situation anders einschätzt und dein Verhalten änderst. Dadurch könnt ihr gemeinsam erreichen, dass du dich im Laufe der Zeit weniger mit negativen Zukunftsgedanken quälst und Existenzängste bewältigen kannst.
 

Mit neuer Energie gegen negative Zukunftsgedanken

In einem ersten Schritt raten Psychologen*innen dazu, die Angst vor der Zukunft nicht generell als Feind oder nur als negatives Gefühl zu betrachten. Es kann dir helfen, wenn du deine Sorgen annimmst und als schützenden Teil deines Lebens siehst. Aus dieser Perspektive kannst du neue Energie für positive Entwicklungen gewinnen. Dadurch können sich viele Sorgen vor dem, was morgen kommen mag, wieder auflösen.
 

Meditation: Zukunftsangst bewältigen

Gezielte Entspannungsübungen, die du entweder beim Yoga oder während einer Meditation machst, können dir ebenfalls helfen. Am besten baust du die Übungen oder auch weitere körperlichen Aktivitäten in deinen Alltag ein, sobald du bemerkst, dass dein Körper stark auf die negativen Zukunftsgedanken reagiert. Auf diese Weise können wohltuende Prozesse angestoßen werden, die dich gelassener werden lassen. Mehr Ruhe im Hier und Jetzt kannst du auch durch progressive Muskelentspannung nach Jacobsen, das Erlernen von Achtsamkeit und hilfreichen Atemübungen oder durch autogenes Training erreichen.
 

Was Hilfe zur Selbsthilfe bedeutet

Du bist nicht allein mit deinen Nöten – auch andere Menschen möchten keine Angst vor der Zukunft mehr haben. In Selbsthilfegruppen kannst du dich mit Betroffenen austauschen und mehr über die Strategien erfahren, mit denen sie ihre Zukunftsangst bewältigen. Über die Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen (NAKOS) bekommst du Kontakt zu passenden Selbsthilfegruppen.
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Alles Gute für euch & danke fürs Lesen.
Euer Christian

 

Quellen:

Nora Blum, Gründerin und CEO/Selfapy  – Psychologin

  1. ÄrzteZeitung (2021, 25. Oktober). Untersuchung: Zwei Drittel der Deutschen blicken ängstlich in die Zukunft.https://www.aerztezeitung.de/Panorama/Zwei-Drittel-der-Deutschen-blicken-aengstlich-in-die-Zukunft-423912.html
  2. Ärzteblatt (2021, 23. März). Corona: Junge Menschen klagen über Vereinsamung und Zukunftsangst.https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/122292/Corona-Junge-Menschen-klagen-ueber-Vereinsamung-und-Zukunftsangst
  3. Neurologen und Psychiater im Netz (o. D.). Angsterkrankungen – wann ist Angst krankhaft?https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/psychiatrie-psychosomatik-psychotherapie/stoerungen-erkrankungen/angsterkrankungen/wann-ist-angst-krankhaft#c216 (eingesehen am 02.12.2021)
  4. Neurologen und Psychiater im Netz (2017, 25. April). Angststörungen: Man muss lernen, die Angst anzunehmen.https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/neurologie/ratgeber-archiv/artikel/angststoerungen-man-muss-lernen-die-angst-anzunehmen/
  5. Neurologen und Psychiater im Netz (2015, 22. Oktober): Wenn die Zukunft jungen Menschen Angst macht.https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/kinder-jugendpsychiatrie-psychosomatik-und-psychotherapie/news-archiv/artikel/wenn-die-zukunft-jungen-menschen-angst-macht
  6. Institut für Psychologie und Sportwissenschaft der Justus Liebig Universität Gießen (o. D.). Psychische Belastungen und Störungen in Zusammenhang mit der COVID-19 Pandemie.https://www.uni-giessen.de/fbz/fb06/hilfe_corona/was-tun/konsequenzen-covid-19
  7. Institut für Psychologie und Sportwissenschaft der Justus Liebig Universität Gießen (o. D.). Tipps zur Förderung der psychischen Widerstandskraft.https://www.uni-giessen.de/fbz/fb06/hilfe_corona/stress/tipps
  8. Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (2021, 16. Juni): Generalisierte Angststörung.https://www.gesundheitsinformation.de/generalisierte-angststoerung.html
  9. Rheingold Institut (o. D.). Deutschlands Zukunft zwischen No-Future-Modus und Gestaltungskraft im kleinen Kreis.https://www.rheingold-marktforschung.de/zukunftsstudie-2021-wie-deutsche-in-die-zukunft-blicken/
  10. Universität Hildesheim (2021, 23. März): Jugendliche fühlen sich durch die Covid 19-Pandemie stark belastet.https://www.uni-hildesheim.de/neuigkeiten/jugendliche-fuehlen-sich-durch-die-covid-19-pandemie-stark-belastet/
  11. Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen (NAKOS) (2021): Selbsthilfegruppenjahrbuch 2021.https://www.nakos.de/aktuelles/nachrichten/var@dagshg/key@2616